Schon oft habe ich über die Kuriositäten geschrieben, die einem auf einer Fahrt durch Kairo begegnen können. Das Schöne daran ist, dass einem in Ägypten nie die Geschichten darüber ausgehen, es gibt einfach so viel Unerklärliches in diesem Land. Da sind zum Beispiel die lustigen Plastik-Pinguine, die wie überdimensionierte Bowling-Pins aussehen und sich am Straßenrand im Wind wiegen und darauf warten, gekauft zu werden. Wofür der Ägypter diese lustigen Dinger gebrauchen kann, habe ich noch nicht herausgefunden, aber sie haben zumindest den schönen Nebeneffekt, dass ich regelmäßig in schallendes Gelächter ausbreche, wenn ich sie mal wieder am Straßenrand entdecke. Vor allem wenn es über 30 Grad im Schatten sind. Schön sind auch die kleinen Stoff-Äffchen, die ich in letzter Zeit vermehrt an Autos, Minibussen und sogar Motorollern entdecke. Es scheint ein Trend zu sein. Die kleinen Klammer-Äffchen, meist in hell-braun und mit putzigem Gesicht, sitzen nicht – wie man vermuten könnte – hinter der Heckscheibe, sondern halten sich wagemutig von außen am Wagen fest, an Dachgepäckträgern oder am Nummernschild. Gerade Überlandfahrten sind sehr interessant in Ägypten. Nicht wegen der schönen Landschaft, sondern wegen der Transporter und Lastwagen, die an einem vorbeidonnern. Gerne schaue ich nach den Nummernschildern, weil die Automobile oft aus Deutschland ihren Weg nach Ägypten gefunden haben. Neulich fuhr – und ich lüge nicht – ein Kasseler Kennzeichen an mir vorbei! Leider war der Kamikaze-Fahrer zu schnell für mich und meine Kamera, aber es hat mich doch sehr beglückt, ein Nummernschild aus der Heimat auf einer ägyptischen Autobahn zu entdecken. Auch lustig – und etwas befremdlich – war der kleine, alte, knallgrüne Fiat, der vor ein paar Wochen an uns vorbeiratterte. Zuerst dachte ich, ich hätte was mit den Augen, ich konnte mir die seltsame Farbexplosion auf dem kleinen Gefährt einfach nicht erklären. Um ehrlich zu sein, kann ich es bis heute nicht. Auf dem Dach und bis weit über die Heckscheibe hinab hatte der Fiat etwas geladen, das wie überdimensionierte Fingerhüte in Knallfarben aussah. Wofür solche Sachen benutzt werden, kann ich mir nicht erklären. Doch mein absoluter Favorit ist und bleibt der junge Mann in der Nachbarschaft, der seinen alten Fiat aufwendig hergerichtet hat, mit einer Art brennendem Vogel auf der Kühlerhaube und den Worten „BIG BOSS“ über dem linken Hinterreifen geschrieben. Neulich sah ich ihn, wie er das Big Boss entfernte. Ich war offenbar nicht die Einzige, die sich köstlich amüsiert hat.
Nur mit Tempo nach Ägypten
In den sieben Jahren, die ich jetzt in Ägypten lebe, habe ich so allerlei Zeug von Deutschland nach Kairo transportiert. Es gibt immer etwas, das man aus der Heimat vermisst und hier nicht finden kann. Auf meiner Einkaufsliste stehen so zum Beispiel regelmäßig Tempotaschentücher. In Ägypten sind sie von minderwertiger Qualität, reißen sofort und sind obendrein meistens auch noch parfümiert, was die Schnupfnase nur noch mehr reizt. Es ist ein Grauen. Deshalb bestehe ich auf deutsche Wertarbeit was Taschentücher angeht. Eine deutsche Freundin von mir ging sogar so weit, dass sie sich Klopapier und Waschpulver aus Deutschland schicken ließ. Wer einmal ägyptisches Toilettenpapier ausprobiert hat, wird verstehen warum. Erst im Ausland merkt man, welch simplen Haushaltsgegenstände einem fehlen können. So brachte ich in meinem Koffer in den vergangenen sieben Jahren dutzendfach Servietten, Küchenmesser und Teelichter mit nach Kairo. Kerzen sind eh so ein Thema. In Ägypten lieben sie alles, was kitschig und stark parfümiert ist. Bei Kerzen wird da keine Ausnahme gemacht. Gerne sind die Kerzen rosa und riechen nach Vanille, Kirsche oder Rose. Wie oft habe ich mir gewünscht, dass Ikea endlich nach Kairo kommen würde. Vor sieben Jahren gab es die ersten Gerüchte, dass der schwedische Möbelmarkt auch in Ägypten seine Tore öffnen würde. Wir haben gewartet und gewartet und immer wieder die ägyptischen Behörden verwünscht, die unserem Traum von Einkauf bei Ikea im Wege standen. Vor etwa vier Jahren schienen unsere Gebete endlich erhört worden zu sein. In der Wüste, in einer der Satellitenstädte vor den Toren Kairos, wurde ein großes Ikea-Banner gehisst. Hier also sollte die neue Filiale entstehen. Wir konnten unser Glück kaum fassen. Vier Jahre und viele Kilo Übergewicht an Flughäfen später war es Anfang Dezember endlich soweit: Ikea öffnete tatsächlich seine Pforten. Es ist wirklich alles genau so wie in Europa nur, dass immer noch bestimmte Dinge nicht erhältlich sind und die Ägypter ständig in die falsche Richtung laufen. Mir sind bei Ikea noch nie so viele Menschen entgegen gekommen, alle laufen kreuz und quer statt den Pfeilen auf dem Boden zu folgen. Der Andrang war gewaltig, ganz Kairo schien bei Ikea kaufen zu wollen. Nach nur drei Wochen war vieles im Sortiment ausverkauft: Duschablagen, Waschbecken, Abstellwägelchen. Jetzt warten wir auf Nachschub. Aber zumindest habe ich nach mehr als einem Jahr nun endlich Griffe an meine neuen Küchenschränke montieren können und Teelichter habe ich zum Glück auch noch bekommen. Ikea sei Dank!