Majestätisch, magisch, faszinierend

Pyramiden von Gizeh, Kairo

 

Magisch ihr Anblick

Jeder Stein eine Geschichte

Trotz der Moderne

 

Als ich die heutige Aufgabenstellung und das dazugehörige Foto auf Photography101 gesehen habe, musste ich lachen. Es geht heute um Sehenswürdigkeiten und welches Motiv suchen sich die Freunde von Photo101 aus? Die Pyramiden. Here you go. Da habt ihr die Pyramiden, aus allen nur erdenklichen Blickwinkeln. Ich bin nämlich verliebt in ihren Anblick.

 

Nur in südlicher Richtung sind die Pyramiden noch mit so freier Sicht zu genießen
Nur in südlicher Richtung sind die Pyramiden noch mit so freier Sicht zu genießen
Früher standen die Pyramiden weit von der Stadt entfernt umgeben von Land und Wüste, heute eher ein seltener Anblick
Früher standen die Pyramiden weit von der Stadt entfernt umgeben von Land und Wüste, heute eher ein seltener Anblick
Die Pyramiden werden zunehmend verbaut, hier der Blick von der Ringroad
Die Pyramiden werden zunehmend verbaut, hier ein Blick von der Ringroad
Die Pyramiden von Gizeh - majestätisch, magisch, faszinierend. Ich bin verliebt in ihren Anblick.
Die Pyramiden von Gizeh – majestätisch, magisch, faszinierend. Ich bin verliebt in ihren Anblick.
Die Pyramiden von Gizeh - majestätisch, magisch, faszinierend. Ich bin verliebt in ihren Anblick.
Die Pyramiden von Gizeh mit der Sphinx
Die Pyramiden von Gizeh - majestätisch, magisch, faszinierend. Ich bin verliebt in ihren Anblick.
Wer will, kann an den Pyramiden auf Kamelen und Pferden reiten

Filme und Brücken verbinden Menschen

Kasr El Nil Brücke, Kairo

 

Das Thema für das heutige Foto des Photo101-Workshops ist Verbindung. Das Bild, das ich heute Nachmittag in Kairo aufgenommen habe, symbolisiert für mich Verbindung in zweierlei Hinsicht. Zum einen verbindet die Kasr El Nil Brücke seit 1933 das westliche Nilufer mit der Halbinsel Zamalek und gehört zu den Ikonen im Stadtbild Kairos. Eigentlich ist die Brücke für den überbordenden Verkehr der 20-Millionen-Metropole schon längst viel zu eng und veraltet, aber sie ist seit jeher sehr beliebt bei Flaneuren und verliebten Paaren, die den Ausblick auf den Nil und die Sehenswürdigkeiten in der Umgebung genießen. Die vier Löwenstatuen an den jeweiligen Brückenköpfen gehören für mich zu Kairos Innenstadt wie das ägyptische Museum und der Kairoer Aussichtsturm auf Zamalek.

 

Nachmittags herrscht fast immer Stau auf der Kasr El Nil Brücke
Trotz des regen Verkehrs ist die Kasr El Nil Brücke sehr beliebt bei Spaziergängern

 

Das Bild zeigt aber auch noch eine andere Dimension von Verbindung. Gestern Abend wurde im Kairoer Opernhaus das 36. Internationale Kairoer Filmfestival eröffnet. Das Opernhaus befindet sich keine hundert Meter von der Kasr El Nil Brücke entfernt. Schaut man sich das Foto oben an, so liegt die Oper in meinem Rücken. Auf der Brücke flattern seit gestern und noch bis zum 18. November die Nationalfahnen der Nationen, die mit Filmen auf dem Festival vertreten sind. Auch Deutschland ist dabei. Unter anderem werden „The Cut“ von Fatik Akin und „Diplomacy“ von Volker Schlöndorff gezeigt. Beide Regisseure sind für das Festival nach Kairo gereist, um hier ihre Filme zu präsentieren. Das Festival verbindet Filmemacher und Filminteressierte aus der ganzen Welt, die in den kommenden Tagen Filme zeigen, schauen und darüber diskutieren werden.

Cairo Short Stories

Vergangenen Freitag auf der Buchmesse in Frankfurt. In Halle 5.0 im Weltempfang haben sich sechs junge Schriftsteller zusammengefunden. Drei junge Frauen aus Ägypten, zwei junge Männer und eine junge Frau aus Deutschland sprechen eine Stunde lang über ihre Erfahrungen als Jung-Schriftsteller. Titel der Veranstaltung „Cairo Short Stories trifft sexyunderground“. Nahla Fahmy, Asmaa Elshikh und Arig Gamal Mohamed aus Ägypten haben im Frühjahr an einer Workshop-Reihe im Goethe-Institut Kairo teilgenommen, die den Titel „Cairo Short Stories“ trug. Durch eine Anzeige in der Literaturzeitung Akhbar al-Adab habe sie von dem Workshop erfahren und sich beworben, erzählt Nahla Fahmy. Sie war eine von elf ägyptischen Nachwuchsautoren die zwischen Februar und Mai in drei mehrtägigen Workshops unter der Leitung des Schriftstellers Abbas Khider im Goethe-Institut Kairo ihre Texte erarbeitete. Eine arabischsprachige Jury aus renommierten Literaturexperten hatte die sechs Frauen und fünf Männer aus ganz Ägypten zuvor aus 118 Bewerbungen ausgewählt und anschließend die drei besten Geschichten gekürt. Das Literaturprojekt ist in diesem Jahr von der KfW Stiftung zusammen mit LITPROM – Gesellschaft zur Förderung der Literatur aus Afrika, Asien und Lateinamerika e.V. – und dem Goethe-Institut Kairo initiiert worden, um den Dialog mit der arabischen Welt zu stärken.

Dr. Ulrich Schröder zeichnet Arig Gamal Mohamed mit dem Förderpreis der KfW Stiftung aus
Dr. Ulrich Schröder zeichnet Arig Gamal Mohamed mit dem Förderpreis der KfW Stiftung aus

„Das schöne an dem Workshop war, dass wir in Austausch treten und immer neue Ideen aufwerfen konnten“, sagt Asmaa Elshikh. Am Ende wurde die Kurzgeschichte „at-tanin“ (Sirren) von Arig Gamal Mohamed als beste Arbeit prämiert. Dafür wurde die Schriftstellerin am Donnerstag vergangener Woche auf der Buchmesse in Frankfurt vom Vorstand der KfW Stiftung Dr. Ulrich Schröder mit dem Förderpreis der KfW Stiftung ausgezeichnet, bevor sie am Freitag mit den zweit- und drittplatzierten Nahla Fahmy und Asmaa Elshikh auf dem Podium saß und über das Schreiben sprach. Auf die Frage des Moderators Matthias Göritz, ob sich durch den Preis für sie etwas verändert habe sagte Arig Gamal Mohamad: „Er ist eine Ermutigung auf dem literarischen Weg weiterzumachen“. Denn Schreiben, da waren sich die drei jungen Frauen einig, ist ihre Passion. „In jeder Straße in Alexandrien findet man einen Macher, jemanden der etwas kreiert“, sagt Asmaa Elshikh, die aus der Mittelmeerstadt stammt. „Ich muss jeden Tag schreiben, sei es in mein Tagebuch oder im Internet. Bloggen hilft mir sehr viel, aber das Feedback muss man richtig einordnen können.“

Denn gerade bei sogenannten Tabuthemen würden insbesondere Schriftstellerinnen oft mit dem von ihnen produzierten literarischen Inhalt gleichgesetzt. „Wenn eine Frau in Ägypten über bestimmte Dinge schreibt wird sofort davon ausgegangen, dass sie diese auch selber erlebt haben muss“, sagt Nahla Fahmy. Das zöge sich bis in literarische Kreise hinein, wo selbst Schriftsteller keinen Unterschied zwischen der realen Person der Schriftstellerin und dem von ihr produzierten literarischen Inhalt machen würden. Doch für sie habe das keinen Einfluss auf ihr Schreiben. „Wenn ich schreibe habe ich keine Angst, ich schreibe mutig und rücksichtslos, als wenn ich nur für mich schreiben würde“, sagt Nahla Fahmy. Eine einzige Ausnahme gäbe es jedoch: ihre Familie. „Wenn es zum Publizieren kommt mache ich mir Sorgen darüber was meine Familie davon hält. Alle anderen interessieren mich nicht.“ So habe sie einmal über eine Frau geschrieben, die aus dem Fenster gesprungen sei, um sich umzubringen. Tatsächlich sei sie selber vor langer Zeit einmal aus dem Fenster gefallen. Nachdem die Geschichte erschienen war, reagierte ihre Familie bestürzt und fragte schockiert, ob sie sich damals tatsächlich absichtlich aus dem Fenster gestürzt habe. In einem anderen Roman berichtet die Ich-Erzählerin ausführlich über das Onanieren. In Ägypten ein totales Tabu, vor allem für junge Frauen. „Das Buch hat meine Familie zum Glück noch nicht gelesen“, sagt Nahla Fahmy und lacht. Asmaa Elshikh stimmt ihrer Kollegin zu. „In unserer Kultur gibt es zum Beispiel auch bestimmte Wörter, die man als Frau nicht benutzen sollte, oder Themen, über die man nicht schreiben sollte, wie zum Beispiel Prostitution“. Nahlas Traum ist dann auch, dass sie nicht nur einmal den Nobelpreis gewinnt, sondern ihre Familie ihr auch die Freiheit lässt zu schreiben und nicht zu viel darüber redet. Asmaa wünscht sich, immer die richtige Geschichte zu finden und Arig träumt seit der Preisverleihung davon, dass „Sirren“ Reaktionen hervorruft und übersetzt wird. Die Chancen stehen gut, dass ihr Traum Wirklichkeit wird, denn eine Übersetzung ins Deutsche ist schon erfolgt und soll demnächst publiziert werden. Außerdem ist schon die Publikation der elf in den Workshops entstandenen arabischen Texte in Vorbereitung. Die Anthologie wird bei Sefsafa Publishing in Kairo erscheinen.

2015 wird es in Kairo einen zweiten Durchgang von Cairo Short Stories geben; für die Folgejahre ist eine Fortsetzung in weiteren Städten im Nahen Osten geplant.

Cairo Short Stories trifft sexyunderground auf der Buchmesse Frankfurt
Cairo Short Stories trifft sexyunderground auf der Buchmesse Frankfurt

Die Weisheit der Sufis

„This world is like a snowy mountain that echoes your voice. Whatever you speak, good or evil, will somehow come back to you. Therefore, if there is someone who harbours ill thoughts about you, saying similarly bad things about him will only make matters worse. You will be locked in a vicious circle of malevolent energy. Instead for forty days and nights say and think nice things about that person. Everything will be different at the end of forty days, because you will be different inside“.

From „The Fourty Rules of Love“ by Elif Shafak, Penguin Books, Page 211

Was für ein Gedanke: „Die Welt ist wie ein schneebedeckter Berg der Deine Stimme wiedergibt.“ 40 Tage lang kein böses Wort denken oder aussprechen, nicht schwatzen und lästern, denn alles kommt zu Dir zurück. Gut oder Böse, der Berg macht da keinen Unterschied. Doch die Energie, die Dich erreicht, wird Dich verändern. Zum Guten oder Bösen. Ich gebe zu, wie wahrscheinlich die meisten Menschen lästere auch ich viel zu oft, auch wenn ich es eigentlich gar nicht will. Wahrscheinlich habe ich einfach viel zu wenig Toleranz für die Andersartigkeit meiner Mitmenschen, bin viel zu schnell ungeduldig und arbeite immer noch hart an meinem inneren Frieden und der Weisheit der Sufi-Philosophen die Menschen so zu akzeptieren wie sie sind und allen, gerade denen, die einem Böses wollen, mit Liebe zu begegnen.

Ich habe mich also ertappt gefühlt beim Lesen dieser Regel. Aber nicht nur bei dieser. Elif Shafak schafft es in ihrem Roman „Die 40 Regeln der Liebe“ immer wieder, dem Leser den Spiegel vorzuhalten und das eigene Verhalten kritisch zu hinterfragen. In der folgenden Regel spricht sie zum Beispiel von der eben angesprochenen Toleranz gegenüber Anderen:

„We are all created in His image, and yet we were each created different and unique. No two people are alike. No two hearts beat to the same rhythm. If God had wanted everyone to be the same, He would have made it so. Therefore, disrespecting differences and imposing your thoughts on others is tantamount to disrespecting God’s holy scheme.“

From „The Fourty Rules of Love“ by Elif Shafak, Penguin Books, Page 140

Womit wir auch gleich wieder bei der Politik wären. Denn natürlich haben die meisten Konflikte in dieser Welt genau dort ihren Ursprung, bei der Intoleranz. Wir sind immer dann tolerant, wenn unsere eigenen Meinungen und Werte respektiert werden. Denkt, handelt oder sieht jemand anders aus als wir, so wird er oder sie als Gefahr wahrgenommen. Sei es in unserem eigenen Leben oder in der großen Politik, das Grundproblem ist immer das gleiche. Es ist die Angst vor Andersartigkeit, vor anderen Wertesystemen, vor der nicht vorhandenen einzigen Wahrheit, unserer Wahrheit, die uns intolerant und abweisend werden lässt. Gegenüber Minderheiten jeder Art, anderen Religionen und Ethnien. Das Leid dieser Welt kann nur durch Liebe, Verständnis und Toleranz geheilt werden. Wie der Protagonist des Romans Schams von Tabriz in den „40 Regeln der Liebe“ sagt: Himmel und Hölle existieren auf Erden, wir müssen es nur begreifen und dementsprechend handeln.

„Hell is in the here and now. So is heaven. Quit worrying about hell or dreaming about heaven, as they are both present inside this very moment. Every time we fall in love, we ascend to heaven. Every time we hate, envy, or fight someone, we tumble straight into the fires of hell“.

From „The Fourty Rules of Love“ by Elif Shafak, Penguin Books, Page 182

 

 

Die Liebe und die Mystik des Sufismus

Lese gerade ‚The Fourty Rules of Love‘ von Elif Shafak. Es geht um Ella, eine knapp 40-jährige Hausfrau und Mutter, die eigentlich glaubt, glücklich zu sein. Sie lebt in einem schönen Haus, hat drei gesunde Kinder, einen liebevollen Ehemann und seit kurzem sogar einen neuen Job in einer Literaturagentur. Doch in ihrem Herzen hat sich eine Leere breit gemacht, die früher einmal mit LIebe gefüllt war. An die tiefe, romantische Liebe glaubt sie schon lange nicht mehr. Um ihrem persönlichen Frust zu entkommen, vertieft sie sich in einen Roman über den Sufi-Dichter und Mystiker Rumi, den sie als Gutachterin für die Literaturagentur lesen soll. Obwohl der Roman im 13. Jahrhundert angesiedelt ist, scheint der Roman immer mehr auch eine Spiegelung ihrer eigenen Geschichte zu sein. Gleichzeitig ist der Roman auch eine Spiegelung der heutigen Situation im Nahen Osten. Schon auf Seite 15 (der englischen Fassung von Penguin Books, die ich lese) steht:

„In many ways the twenty-first century is not that different from the thirteenth century. Both will be recorded in history as times of unprecedented religious clashes, cultural misunderstandings, and a general sense of insecurity and fear of the Other. At times like these, the need for love is greater than ever.“

Und so ist das Buch nicht nur ein Lobgesang auf die Liebe und die Mystik des Sufismus, sondern besitzt auch eine politische Dimension, die sich kritisch mit unserer heutigen Zeit auseinandersetzt. Deshalb werde ich während der Lektüre auch immer wieder auf „Die 40 Regeln der Liebe“ zurückkommen und aus diesem Buch zitieren.

by Elif Shafak
by Elif Shafak