Das Leben zwischen zwei Welten hat viele Vor-, aber auch Nachteile. Ich pendele viel zwischen Ägypten und Deutschland und mir fehlt eigentlich immer irgendetwas, egal wo ich mich gerade aufhalte. Das können so banale Sachen sein wie die Hautcreme, die es nur in Europa zu kaufen gibt und nun leider aus ist – weshalb ich einen eigenen Drogeriemarkt in Kairo aufmachen könnte, so viele Dosen und Tuben schleppe ich in meinem Gepäck zum Vorrat an den Nil. In Deutschland fehlt mir zu dieser Jahreszeit ganz besonders die Sonne, womit ich natürlich nicht alleine bin. Zum ersten Mal seit fast neun Jahren habe ich im vergangenen Jahr einen Herbst in Deutschland erlebt und ich muss sagen, die trüben, kalten Tage im Oktober waren ein Schock. Um Weihnachten war es nicht besser und wenn ich dann wieder in Kairo bin und einen Tee auf meinem Balkon in der Sonne genieße, denke ich an Nordhessen und freue mich noch ein wenig mehr über die angenehmen 20 Grad, die es jetzt in Kairo sind. Doch bevor sie vor Neid grün werden: der Winter in Ägypten hat auch seine Schattenseiten, weshalb es neben der reinen Freude an der Sonne auch einen zweiten Grund für mein Bad in der Nachmittagssonne auf meinem Balkon gibt. In meiner Wohnung ist es einfach sau-kalt. Die Wohnung liegt in einem herrlichen Altbau, was jedoch zur Folge hat, dass es durch meine Fenster erheblich zieht. Wenn man genau hinschaut, kann man durch den Spalt zwischen Fensterrahmen und Mauerwerk ins Freie schauen. In der Wohnung gibt es keine Heizung und die Sonne fällt im Winter nur auf die Südseite meiner Wohnung, weshalb ich mein Büro in den Wintermonaten ins Wohnzimmer oder eben auf den Balkon verlege. Leider gibt es auch im Bad solch ein undichtes Fenster, was den Duschspaß wesentlich einschränkt. Der ist sowieso nicht besonders groß. Ich hatte es nach meinem langen Sommer in Deutschland völlig vergessen, und als ich nach meiner Rückkehr das erste Mal unter der Dusche stand vermutete ich im ersten Moment, dass sie kaputt sei. Ich hatte mich auf eine heiße, starke Dusche eingestellt, so wie ich es aus Deutschland gewöhnt war. Doch es tröpfelte nur aus dem Duschkopf. Dann fiel mir ein, dass ich vergessen hatte den Motor anzustellen. Den hatten wir in unserer Wohnung installieren müssen, weil der Wasserdruck im dritten Stock unseres Hauses leider nicht mehr besonders hoch ist. Baden geht auch nicht, weil dafür der Boiler zu klein ist und daher die Wanne nur etwa zu einem Viertel mit heißem Wasser füllt. Sie sehen also, es hat alles Vor- und Nachteile. Man muss sich nur entscheiden können: lieber Sonne und kalte Bäder oder keine Sonne aber dafür ein anständig geheiztes Haus?

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