Vegan auf ägyptisch

Wenn ich längere Zeit nicht in Ägypten war, dann freue ich mich bei meiner Rückkehr auch immer ganz besonders auf das ägyptische Essen. Zu den Nationalgerichten gehört zu allererst Foul, braune Bohnen die meist in Fladenbrot und mit Öl serviert werden, aber auch in etlichen anderen Varianten zu haben sind, je nach Vorliebe mal mit Eiern, mal mit Zwiebeln und Petersilie gegessen werden. Felafel oder Tameya, wie die frittierten Bällchen aus grünen Bohnen in Ägypten auch heißen, werden ebenfalls meist in Fladenbrot serviert, am besten schmecken sie, wenn sie mit Tahina, der Sesamsauce und Salat gereicht werden. Foul und Felafel gibt es meist zum Frühstück, das der Ägypter erst am späten Morgen oder frühen Mittag zu sich nimmt. Überall in der Stadt gibt es fliegende Händler, die an der Straße stehen und aus ihrem fahrenden Stand heraus Foul oder Felafel servieren. Ein weiteres Lieblingsgericht sind frittierte Auberginen mit Tahina und Salat in Fladenbrot und ja, ich lüge nicht, Pommes in Fladenbrot. Das habe ich bis heute nicht verstanden. Aber die Ägypter kombinieren liebend gerne verschiedene Kohlehydrate miteinander. Zum Kartoffelauflauf gibt es selbstredend Reis und beides zusammen wird mit Brot in den Mund geschoben. Man muss es probieren, es schmeckt herrlich. Auf Diät sollte man auf jeden Fall nicht sein, wenn man seine Familie in Ägypten besucht. Das Nationalgericht schlechthin ist Molokheya, ein grünes Gemüse, das dem Spinat ähnelt, aber ganz anders schmeckt. Es wird sehr fein gehackt und zu einer Suppe verkocht, die zuletzt mit viel Knoblauch und Zwiebeln abgelöscht wird. Dazu wird Reis gereicht und wahlweise Hühnchen oder Kaninchen als fleischige Beilage. Überhaupt, das Fleisch. Eine Mahlzeit ohne Fleisch ist für den Ägypter keine Mahlzeit. Neulich traf ich einen Bekannten, der mir stolz erzählte, dass er sich seit ein paar Wochen vegan ernähre. Ich war mehr als überrascht. Veganismus ist in Ägypten nicht verbreitet, ich würde sogar behaupten, dass 90 Prozent der Bevölkerung das Wort noch nie gehört haben und das Konzept auch nicht verstehen würden. Der erwähnte Bekannte ist Schriftsteller und hat ein paar Monate im Ausland gelebt, trotzdem würde ich ihn nicht zu der Schicht Ägypter zählen, die sehr westlich orientiert ist, die neuesten Trends verfolgt und besonders gesundheitsbewusst lebt. Ich fragte ihn also, wie es läuft und wie er sich nun ernähren würde. „Es läuft wunderbar“, sagte er. „Ich verzichte auf alle tierischen Produkte, außer auf Rind und Hühnchen.“ So geht also Vegan auf ägyptisch. Aber mal ehrlich, wer will auch die Molokheya ohne Hühnchen essen?!

Einkaufen hilft immer

Es gibt so Tage, da möchte man in Kairo einfach den Kopf unter die Decke stecken und nicht mehr raus kommen. Natürlich gibt es diese Momente immer und überall auf der Welt, Weltschmerz kennt keine Grenzen. Es gibt halt so Tage, da scheint nichts so zu laufen, wie man es sich erhofft hat. Dann steckt der Wurm drin und man muss es irgendwie akzeptieren und hoffen, dass es schnell vorbei geht.

Bei mir häufen sich diese Tage in Kairo sobald es Sommer wird und die Temperaturen in für mich unerträgliche Höhen schießen. Dann überkommt mich das Heimweh öfter als sonst, die Sehnsucht nach Grün, kälteren Tagen und Regen. Ja, ich vermisse Regen. Das versteht natürlich in Deutschland immer keiner, aber wer mal einen trockenen Sommer in Kairo erlebt hat weiß, wovon ich spreche. Ich liebe meine Gummistiefel, und ich will sie nicht nur anschauen, sondern auch tragen. Ich freue mich wie ein Kleinkind wenn es nass genug ist, um sie anzuziehen und durch Pfützen zu marschieren. Passiert in Kairo eher selten, gebe ich zu. Aber diesen Winter hatte ich Glück. Es hat ein paar Mal richtig heftig geregnet und ich war eine von den ganz wenigen in diesem Land, die mit trockenen Füßen durch die riesen Pfützen der Stadt lief.

Aber zurück zum Heimweh. Wenn das Thema auf Gummistiefel kommt tendiere ich dazu abzuschweifen.

Es ist jetzt also Juni und es ist heiß in Kairo. Zu heiß. Da schlägt das Heimweh mit voller Kraft zu. Man muss sich also Strategien ausdenken, um das Heimweh auszutricksen. Eine gute Möglichkeit ist, sich bei über 40 Grad im Schatten in einen vollklimatisierten Supermarkt zu begeben. Gourmet in Zamalek eignet sich dazu zum Beispiel hervorragend. Der Laden ist zwar sehr klein, dafür bietet er aber alles, was das Ausländer-Herz begehrt. Gourmet gibt es seit einigen Jahren in Ägypten und seither ist der Laden für viele von uns unersetzlich geworden. Die Steaks kommen aus Australien, der Käse aus der Schweiz, der Lachs aus Norwegen und die sauren Gurken aus Deutschland. Hierher gehe ich, wenn ich das Gefühl haben möchte, nicht in Ägypten zu sein, weil ich hier fast alles finden kann, was es auch in Deutschland zu kaufen gäbe. Fast, aber immerhin. Neulich konnte ich mein Glück kaum fassen. Da lag in der Gemüsetheke tatsächlich frischer Grünkohl. Damit hatte ich nicht gerechnet. Grünkohl in Ägypten, das hatte ich noch nie gesehen. Ich glaube, es gibt für Grünkohl noch nicht mal einen Namen auf Arabisch. Manchmal haben sie auch weißen Spargel, auch so eine Seltenheit hier. Der Spargel war eigentlich für den Export nach Deutschland bestimmt und schon mit deutschem Warenhinweis bestückt, landete dann aber irgendwie bei Gourmet und nicht in einem deutschen Supermarkt. Glück für mich! Es gibt keine Ankündigung, man muss einfach am richtigen Tag seine Nase durch die Tür stecken. Es gibt auch so exotische Dinge wie Quinoa bei Gourmet zu kaufen und seit Neuestem haben sie auch Angebote für Veganer oder Menschen, die eine Laktose-Intoleranz haben. Beides Phänomene im Übrigen, denen man in Ägypten kaum begegnet. Menschen die kein Fleisch essen sind den Ägyptern schon mal per se suspekt, aber obendrein auch keinen Käse, keine Eier oder Milch!? Undenkbar. Dabei soll es mittlerweile ein veganes Restaurant in Kairo geben. Muss ich ausprobieren. Es gibt also bei Gourmet jetzt auch Mandel- und Sojamilch. Ich war so begeistert, ich habe gleich eine Packung Mandelmilch mit nach Hause genommen. Um die Wahrheit zu sagen, ich hatte zuvor noch nie Mandelmilch getrunken. Schmeckt gut, und ich vertrage sie tatsächlich besser als normale Milch. Ich hoffe also, dass Gourmet sie im Angebot behält. Denn: So schnell etwas kommt, so schnell kann es hier auch wieder gehen.

http://www.gourmetegypt.com/store/