Der Nil, das 1. Katarakt, Assuan, Ägypten
Die Wirbel spielen
Reflektieren das helle Licht
Die Stille berauscht
Der Nil, das 1. Katarakt, Assuan, Ägypten
Die Wirbel spielen
Reflektieren das helle Licht
Die Stille berauscht
Nachdem ich mich beim Kitesurfen – oder besser gesagt beim üben auf dem Wasser total verausgabt hatte, musste ich mich in Windeseile duschen, umziehen und packen. Mein Fahrer wartete schon ungeduldig, der mich von El Gouna 350 Kilometer weiter südlich ins Landesinnere nach Luxor bringen sollte. Da Egypt Air keine Direktflüge mehr von Hurghada nach Luxor anbietet, war ein Auto die beste Lösung, auch wenn die Fahrt gute fünf Stunden dauert. Die erste Strecke ist recht öde, aber sobald wir den Nil in Qena erreichten, war ich verzaubert. Selten habe ich eine so saubere, grüne Stadt in Ägypten gesehen. So viele Bäume!
Kurz vor Sonnenuntergang waren wir in Luxor. Unser Hotel, das Marsam Shiek Ali, ist das älteste Hotel auf der Westbank, der Vater von Shiek Ali baute es Anfang des 20. Jahrhundert. Seit Jahrzehnten ist es ein Treffpunkt für Archäologen, Künstler und Ägyptenliebhaber. Es hat einen ganz eigenen Charme, ohne den üblichen 5-Sterne-Luxus, ausgestattet dafür aber mit umso mehr Atmosphäre und Gastfreundschaft.
Das Marsam steht eingebettet zwischen Ramesseum, dem Tempel von Medinat Habu und Merenptah, und von hier aus sind alle wichtigen Sehenswürdigkeiten der Westseite Luxors zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erreichen, die man für 10 LE (umgerechnet 1 Euro) am Tag im Hotel leihen kann. Am Nachmittag kurz vor Sonnenuntergang vom Hotel zum Ramesseum durch die Felder zu spazieren ist magisch. Aber eigentlich will man nirgendwo hin, sobald man im Marsam angekommen ist. Vom Garten des Hotels aus schaut man über die angrenzenden Felder und genießt den ganzen Tag lang die unfassbare Ruhe – und am frühen Morgen hat man von hier aus einen traumhaften Ausblick auf den Sonnenaufgang hinter den Palmenhainen, die sich über die Felder erstrecken. Ich gebe zu, ich habe ihn nicht erlebt, so früh war ich nie wach. Ich habe viel geschlafen – die Betten ähneln Futons, mit Gestellen aus Palmwedel und Matratzen aus Baumwolle – und hauptsächlich im Garten gesessen, genossen und sehr viel gegessen. Ich habe mich morgens, mittags und abends durch die ganze Vielfalt der ägyptischen Küche gegessen und war völlig begeistert vom Koch des Marsam. Besseres Okraschoten-Tagin (Bamja auf ägyptisch) habe ich noch nie gegessen! Alles ist frisch im Marsam, das Gemüse kommt aus dem hauseigenen Garten, dort wachsen Tomaten, Auberginen, Zucchini, Zwiebeln, Knoblauch und scharfe Paprika. Auch die Hühner werden selbst geschlachtet und kommen immer frisch auf den Tisch, darauf besteht Klaus Rao, seit zwei Jahren Manager des Marsam ist. „Ich will, dass es allen schmeckt und mit gutem Gewissen sagen können, dass alles frisch ist“, sagt er. Und es schmeckt. Köstlich. Ich esse und esse und will hier gar nicht mehr weg. Jetzt verstehe ich endlich all die Freunde, die schon seit Jahren ins Marsam kommen und aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus kommen. Der Abschied fällt mir schwer, ich habe hier so wunderbar abschalten können, aber der nächste Ort steht auf dem Programm und ich ziehe weiter, tiefer in den Süden, wo der Nil schöner ist als nirgendwo sonst in Ägypten.