Fußball und der böse Blick

Bei Sportgroßereignissen wie der Fußball-Weltmeisterschaft lässt sich immer wieder ganz wunderbar beobachten, wie viele Menschen auf dieser Welt abergläubisch sind. Die meisten Kicker haben ihre ganz eigenen Rituale, auf und neben dem Platz. Der eine muss sich an jedem Spieltag morgens in die Wanne legen, einer kann nur mit ganz speziellen Schienbeinschonern auf den Platz, der nächste trägt nur Schuhe, die zwei Nummern zu groß sind, wieder ein anderer nur Schuhe, die eine Nummer zu klein sind.
Auch die Fans haben ihre ganz eigenen Rituale. So werden bei manchen die Trikots nach erfolgreichen Spielen der eigenen Mannschaft so lange nicht gewaschen, bis es wieder einen Misserfolg gibt. Aberglaube gibt es also überall auf der Welt, und natürlich auch in Ägypten. Eigentlich verwunderlich, wo die Ägypter doch durchweg ein sehr religiöses Volk sind. Doch das scheint für viele kein Widerspruch.
Viele Ägypter halten es zum Beispiel für selbstverständlich, dass die Seelen verstorbener Familienangehöriger auf Erden noch tätig sind und sinnlicher Kontakt mit Dahingeschiedenen möglich ist. Auch an den Teufel wird viel geglaubt. Um ihn abzulenken oder auszutreiben, gibt es in Ägypten allerlei Rituale.
 
Zur Abwehr des bösen Blickes werden oft Amulette mit Koransuren, türkisblauen Augen oder die verzierte Hand der Fatima verwendet. Vor allem die schützenden Hand der Fatima gilt als universell schützend im Kampf gegen den Dschinn und den bösen Blick. Sie ist als Distanzgeste ein magisches Abwehrmittel, eine Segen spendende Hand, ein Symbol für Kraft und Glück. Mit Blut wird die Hand zum Beispiel an Häuser gezeichnet, um den bösen Blick abzuwenden. Der Ägypter sieht potentiell überall Neider. Neid auf das Auto, das Haus, die Frau, die Kleidung und vor allem die zahlreiche Kinderschar. Besonders von den Kindern gilt es das Böse und den Neid abzuwenden. Deshalb sollte man auch nicht zu oft die Lieblichkeit eines Neugeborenen preisen, ohne sofort ein „Mascha Allah“ (Gottes Wille) hinzugefügt zu haben, als Zeichen dafür, dass man nichts Böses im Sinn hat. Alles kann als Zeichen von Neid verstanden werden.

Die Bräuche stammen noch aus der Pharaonenzeit und werden von Muslimen und Christen in Ägypten gleichermaßen praktiziert. Nur streng Konservative sind von der Flut der Talismane, die überall zu sehen sind, nicht begeistert. Doch die meisten Ägypter haben kein Problem damit, Religion mit Aberglaube zu mischen, um ganz auf der ganz sicheren Seite zu sein. Bei der Qualifikation für die Weltmeisterschaft hat es leider nicht ganz geklappt. Der Teufel hatte offenbar den ägyptischen Torwart verhext, so dass er gegen die sechs Gegentore Ghanas nichts mehr ausrichten konnte.